Politische und rechtliche Hintergründe
Demnach müssen die Mitgliedstaaten spätestens ab dem 25. März 2026 zusätzliche Gebühren für verkehrsbedingte Luftverschmutzung erheben. Gleichzeitig soll die Lkw-Maut stärker nach CO₂-Ausstoß differenziert werden: Deutschland etwa rechnet mit einer pauschalen CO₂-Abgabe von 200 € pro Tonne (ca. 0,16 €/km). Die EU-Richtlinie sieht vor, dass emissionsarme oder emissionsfreie Lkw bei den Mautsätzen bevorzugt behandelt werden – etwa durch geringere Infrastrukturkosten oder niedrigere Zuschläge. Zeitliche Vorgaben: Bis 2030 sollen Lkw-Vignetten in allen Ländern durch streckenabhängige Mautsysteme ersetzt werden, und alle bestehenden Mautsysteme müssen bis März 2027 auch Fahrzeuge über 3,5 t erfassen. Ziel dieser Verordnung ist es, Verkehrsbelastungen nach dem Verursacherprinzip kostengerecht abzubilden und Lkw stärker nach Umweltkriterien zu besteuern.
Geplante Änderungen ab 2026
Ab 2026 kommen in vielen Bereichen neue Regelungen:
- Luftschadstoffe: Für schwere Lkw wird ab 25. März 2026 auf mautpflichtigen Strecken ein zusätzlicher Zuschlag für verkehrsbedingte Luftschadstoffe erhoben. Damit werden Abgase wie NOₓ und Feinstaub direkt mit eingepreist.
- CO₂-Differenzierung: Lkw werden in CO₂-Emissionsklassen eingeteilt. Die Richtlinie erlaubt den Mitgliedsstaaten, einen CO₂-Zuschlag bis zum Doppelten der EU-Vorgaben zu verlangen. So zahlen besonders „schmutzige“ Diesellaster höhere Maut als moderne, effiziente Fahrzeuge.
- Emissionsfreie Lkw: Elektro- oder Brennstoffzellen-Lkw sind in vielen Ländern zunächst befreit. In Deutschland etwa bleiben E-Lkw bis Ende 2025 komplett mautfrei, zahlen ab 2026 nur noch 25 % des Infrastruktur-Mautsatzes (75 % Rabatt). Damit soll die Anschaffung sauberer Fahrzeuge gefördert werden.
- Erweiterter Mautkreis: Länder mit bestehenden Mautsystemen müssen bis 2027 auch leichtere Lkw ab 3,5 t erfassen. In Deutschland z.B. gilt die Maut seit Juli 2024 auch für Fahrzeuge über 3,5 t.
- Lärm- und Umweltschäden: Die Richtlinie erhöht die Obergrenzen der bisherigen Lärm- und Luftschadstoffzuschläge und zwingt zur Einpreisung dieser externen Kosten ab 2026. In Österreich plant man beispielsweise, die Zuschläge für Lärm und Luft stark anzuheben, um „Kostenwahrheit“ herzustellen.
Umwelt- und Klimaziele
Hinter der Mautreform steht die Klimapolitik: Der Straßengüterverkehr soll deutlich umweltfreundlicher werden. Durch die CO₂-Bepreisung und stärkere Bepreisung von Abgas- und Lärmemissionen sollen saubere Lkw wirtschaftlich attraktiver werden. Die EU strebt u.a. an, die CO₂-Emissionen des Verkehrs bis 2030 stark zu senken (im Verkehrssektor liegen die Einsparungen bei 30 % gegenüber 2005, so die Richtlinie). Studien gehen davon aus, dass eine CO₂-basierte Lkw-Maut den Schwerverkehr deutlich verringern kann – etwa 13 % weniger Lkw-Kilometer und rund 6,8 Mio. t CO₂-Einsparung bis 2030 sind möglich. Zudem sollen Lkw-Maut-Einnahmen für umweltfreundliche Projekte genutzt werden: Die EU erlaubt einen Verkehrsentlastungszuschlag von 15 % (zum Beispiel zur Finanzierung des Nah- und Güterverkehrs auf der Schiene). In Deutschland rechnet man damit, dass ungefähr die Hälfte der etwa 30 Mrd. € Mehreinnahmen (2024–2027) für den Ausbau der Bahninfrastruktur verwendet wird. So wird versucht, verkehrsverlagernde Effekte zugunsten der Schiene zu erzielen.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Die neuen Mautsätze führen zu erheblichen Mehrkosten im Straßengüterverkehr. Beispielrechnungen zeigen, dass sich eine Fahrt von 706 km für einen Euro-6-Lkw von etwa 134,36 € auf 245,86 € verteuert – ein Plus von rund 83 % bzw. 111,50 € pro Ladeeinheit. Branchenverbände warnen: Der Deutsche Speditionsverband DSLV spricht von einer „fast verdoppelten“ Maut. Experten rechnen mit einem Anstieg der gesamten Mautkosten um 40–80 %.
- Weitergabe der Kosten: Die höheren Transportkosten werden voraussichtlich über Frachtpreise weitergereicht. Die österreichische Wirtschaftskammer WKO mahnt, die Belastungen würden an Industrie und Konsumenten weitergegeben. Die Folge wäre ein Inflationsimpuls bei den Warenpreisen.
- Wettbewerb: Fuhrunternehmer befürchten Wettbewerbsnachteile – vor allem in Ländern mit ohnehin hohen Mauttarifen. In Österreich liegen diese im EU-Vergleich bereits an der Spitze. Die WKO fordert, die geplante Mauterhöhung (etwa +13 % ab 2026) zurückzunehmen, um die heimischen Spediteure nicht zu überfordern. In Deutschland schlägt eine Regierungs-Arbeitsgruppe vor, emissionsfreie Lkw auch über 2026 hinaus von der Mautpflicht auszunehmen, um die Industrie zu entlasten.
- Staatseinnahmen: Gleichzeitig entstehen für den Staat hohe Zusatzeinnahmen. Die Bundesregierung veranschlagt insgesamt etwa 30 Mrd. € Mehreinnahmen (2024–2027) durch die Mautreform. Ein Großteil soll – wie erwähnt – in Schiene und ÖPNV fließen. Andererseits beklagen Kritiker, dass Lkw derzeit bereits 20–25 % über ihrem Verursacheranteil zahlen und die Mauteinnahmen die Infrastrukturkosten um rund 20 % übersteigen.
Verkehrsverlagerung
Ein zentrales Ziel der Reform ist die Verlagerung des Güterverkehrs auf umweltfreundlichere Trassen. Durch relative Preisanpassungen sollen Bahn und Binnenschiff wettbewerbsfähiger werden. Fachleute erwarten, dass die CO₂-Differenzierung zu einer effizienteren Auslastung der Lkw-Flotten und teilweise Verlagerungen führen kann. Bereits jetzt transportieren mehr als 70 % des Gütervolumens auf der Straße – dies zu reduzieren, ist Teil der Strategie. Finanzpolitisch fließen hohe Summen in den Bahnausbau: Nach Plänen der Bundesregierung dient etwa die Hälfte der Maut-Einnahmen der Finanzierung von Bundesfernstraßen und Bahnprojekten. Verkehrsexperten weisen allerdings auf Grenzen hin: Die TU Wien berechnete, dass Lkw bislang nur 20–25 % der tatsächlichen Kosten verursachen, und plädiert für weitere Preisanhebungen, um eine stärkere Verlagerung auf die Schiene zu erreichen. Kritik kommt auch vom Expertengremium „Sachverständigenrat für Klimafragen“: Nach dessen Einschätzung reichen die geplanten Maßnahmen – selbst mit Mautreformen – nicht aus, um die verbleibende Emissionslücke im Verkehrssektor zu schließen.
Kritik und Reaktionen
Die Pläne stießen auf gemischte Reaktionen:
- Wirtschaft: Logistik- und Speditionsverbände warnen vor einer hohen Kostenbelastung. Der DSLV in Deutschland sieht die heimischen Betriebe durch steigende Mauttarife benachteiligt, während Auslandstransporte vergleichsweise gering belastet würden.
- Politik: Die Mauterhöhung sorgt für Spannungen in Koalitionen. In Österreich lehnt die ÖVP eine von der SPÖ geplante schrittweise Erhöhung ab. In Deutschland schlägt die Regierungskoalition vor, E-Lkw länger mautfrei zu stellen und den Ausbau der Ladeinfrastruktur zu fördern.
- Umweltverbände: Diese begrüßen die stärkere Bepreisung von CO₂ als wichtigen Schritt. Das Öko-Institut (FÖS) sieht in einer CO₂-basierten Maut einen zentralen Klimaschutzhebel, der Verkehr zum Umstieg auf Schiene und emissionsarme Lkw lenkt. Allerdings fordern Umweltschützer, dass zusätzliche Investitionen und noch weiterreichende Maßnahmen nötig sind, da allein Mautanpassungen die Klimaziele nicht automatisch sichern.
- Fazit: Während Verkehrsminister und Experten die Mautreform als notwendiges Instrument zur Klimawende und zur finanziellen Stärkung umweltfreundlicher Alternativen verteidigen, kritisieren Wirtschaft und Politik die Belastung von Unternehmen und Kritikern zufolge bleibt der tatsächliche Effizienzgewinn umstritten. Insgesamt soll die neue EU-Regelung das Verursacherprinzip stärken und Lkw möglichst „nach ihrer Umweltwirkung“ bepreisen, doch die soziale und ökonomische Akzeptanz hängt stark von begleitenden Ausgleichsmaßnahmen ab.
Quellen: Offizielle EU-Richtlinie 2022/362 zu Wegekosten (Eurovignette), Berichte von Wirtschafts- und Branchenverbänden, Pressemeldungen (AT/BMIMI) sowie Analysen von Experten und NGO (FÖS, Transport). Jede Aussage stützt sich auf die angeführten Quellen.
Eine Antwort
Die Bahn ist nicht mal in der Lage einen guten Personenverkehr anzubieten. ( Verspätungen und ausfälle sind an der Tagesordnung )
Bei der Schifffahrt ist es das Problem mit dem Wasser.
Fahrt nicht möglich bei Eis, nicht möglich bei Niedrigwasser ,nicht möglich bei Hochwasser.
Dann kommen die anfragen nach dem LKW,s.